Eine bayerische Weihnachtsgeschichte
Beim alten Hifinger, pensionierter Postbeamte in Rosenheim, hat sich`s Christkindl des Jahr b`sonders reichlich eing`stellt. Die sechs Kinder vom Hifinger waren schon lang aus dem Haus und über ganz Deutschland verstraht. Mit´m Bsuacha hat´s des Jahr net klappt, aber sie ham ihn net vergessen, den Vatta, und alle hams ein schönes Geschenk g`schickt.Von der Lotte, die wo in Freiburg verheirat is und für die Antike schwärmt, hat er eine sehr schöne Nachbildung der Venus von Milo kriegt. A bißl nackert war`s halt.Aus Lüneburg vom Xaverl – na ja, jetzt hoaßt er Franz, weil Xaverl ko sei Frau net sagen, de is von da droben – ist ein Familienfoto kumma, er und sie und de Kinder: der Jens, der Uwe und de kloane Heike in am scheena Suibarahma.s`Roserl, was immer recht praktisch war, hat eahm aus Viechtach drei paar scheene warme Unterhosen g`schickt, und aus München vom Toni ist eine Orginalradierung „Heilige Affen“ kumma.Da Jupp aus Köln – na ja, früher hat er halt Beppi g`hoaßen – hat am Vatta scheene warme Handschuah g`schickt, und am Heiligen Abend is no a groß`Packl vom Peter aus Oldenburg kemma, da war a elektrische Heizdeck`n drinna. Am ersten Weihnachtsfeiertag setzt se da Hifinger aa glei hi, um sich für die scheena Geschenke zu bedanken. Weil er als alter Beamter g`lernt hat, dass man schnell, umsichtig und rationell arbatn muaß, hat er erst alle Umschläg g´schriebn, hintereinandaweg und glei de Briefmarkn draufpappt, und dann hat er sich drüberg`macht und für jeden a freundlichs Dankesbriaferl g`schrieben. Bevor er aber no dazuakemma is, de Briaf alle in de Umschläg z`toa, is sei Spezl, da Gschwendner Max kumma. Der war früha bei da Polizei, is aber aa scho pensioniert. „Geh weida,“ hat er g`sagt „des konnst morgen aa no macha. Jetzt über d`Feiertag werd de Post do net befördert, des müaßast du als alter Postler wissen, da reißt se doch koana an Hax aus. Geh`ma zum Oberbräu, da lafft heit a zünftiger Schafkopf.“Na ja, da Hifinger hat des eig´sehn und is mitganga. Es is a recht a lustiger Abend worden, und es war schoa bißl spat, wiara wieder hoamkemma is. Er wollt erst glei ins Bett, aber dann hat er de Briaf und de Umschläg liegen sehn, und weil er no so aufkratzt war von dem zünftigen Abend, hat er`s Radio ogmacht, a Muse g`hört, hat no a Halbe drunga und dabei de Briaferl n de Kuwert neido, bloß hat er leider dabei a bißl was durcheinandabracht.
So hat die Lotte aus Freiburg, de mit dem Antik-Tick und der Venus ganz erstaunt g`lesen: „Liebes Kind, vielen Dank für Dein schönes Weihnachtsgeschenk. Ich hab sie gleich mit ins Bett genommen, und sie hat mir die ganze Nacht warm gemacht. Sowas hab ich mir immer schon gewünscht!“Da Peter in Oldenburg dagegen, der die Heizdecken g`schickt g`habt hat, hat sich net weniger g`wundert, wiara da g`lesen hat: „Deiner kostbaren Weihnachtsgabe habe ich einen Ehrenplatz im Glaskasten eingeräumt, und sie wird allgemein bestaunt!“Aber auch das Roserl, was de drei warmen Unterhosen g`schickt hat, is a bißl blaß worden wia`s g`lesen hat: „Ich hab sie gleich angezogen und habe mich heute Abend damit beim Oberbräu gezeigt. Sie sind allgemein bewundert worden, besonders von der neuen Kassiererin. Hoffentlich verlier ich sie nicht gleich!“In Köln, wo de warmen Handschuah her war`n hat der Beppi alias Jupp genauso verwundert g`lesen: „Da hast du mir wirklich eine große Freude gemacht, und sie passen so gut, auch um den Bauch und um den Hintern herum!“Aber erst der Toni in München, der die Radierung „Heilige Affen“ g`schickt hat, der hat vielleicht g`schaut, wiara g`lesen hat:“Ihr seid wirklich alle sehr gut getroffen. Das Bild hänge ich mir im Wohnzimmer auf, damit ich eure lieben Gesichter immer vor mir habe.“No ja, und der Franz Xaver in Lüneburg, der das Familienfoto übersandt hat, der hat glei a paar kernige bayerische Flüch loslassen, von deene er gar net g`wusst hat, dass ers no ko. Schreibt doch da der Vatta:“ So ausdrucksvolle Affengesichter habe ich wirklich lang nicht mehr gesehen. Da kann man sich richtig vorstellen, dass der Mensch vom Affen abstammt.““Müaß`ma doch amoi nach eahm schaugn“, ham`sgsagt, de Kinder, „es scheint, er werd a bißl wunderlich, unser Vatta.“
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